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Workshop zum Thema „Third Culture Kids“ in der Aula der DSM

Schulgemeinschaft. Am vergangenen Samstag fand ein Elternworkshop mit dem Titel „Third Culture Kids“ in der Aula der DSM statt. Elf interessierte Eltern sind den Eigenschaften sogenannter „Third Culture Kids“ auf den Grund gegangen. Als „Third Culture Kids“ werden Kinder und Jugendliche bezeichnet, die innerhalb ihrer Biografie in anderen Kulturen aufwachsen, als ihre Eltern. Dabei identifizieren sie sich weder mit dem Ursprungsland ihrer Eltern, noch mit den Gastkulturen, in denen sie sich aufhalten, sondern bilden eine gemeinsame, dritte Kultur.  Der damit einhergehende Lebensstil ist häufig von Abschieden und Neuanfängen geprägt und prägend für die Gestaltung von Beziehungen zu anderen.

Definition: Ein „Third Culture Kid“ (TCK) ist eine Person, die einen bedeutenden Teil ihrer Entwicklungsjahre außerhalb der Kultur ihrer Eltern verbracht hat. Ein TCK baut Beziehungen zu allen Kulturen auf, nimmt aber keine davon völlig für sich in Besitz. Zwar werden Elemente aus jeder Kultur in die Lebenserfahrung der TCK eingegliederter, aber sein Zugehörigkeitsgefühl bezieht sich auf Menschen mit ähnlichem Hintergrund. (Pollock/Reken 2003)

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde stellte ich am Samstag die gängige Definition des Begriffes „Third Culture Kids“ vor, auf dessen Grundlage die TeilnehmerInnen anschließend die spezifischen Herausforderungen im Leben ihrer Kinder herausgearbeitet haben. In einem zweiten Schritt wurden Fähigkeiten gesammelt, die betreffende SchülerInnen demnach mitbringen oder entwickeln sollten. Anschließend habe ich das Profil der „Third Culture Kids“ dargestellt, wie es in der Fachliteratur auftaucht. In einem Exkurs setzten wir uns mit kulturellen Unterschieden im russisch-deutschen Verhältnis auseinander, um die bisherigen Erkenntnisse zu konkretisieren. Hierfür wurden bestimmte Aussagen gegenübergestellt, bei denen sich die Teilnehmerinnen im Raum entsprechend ihrer Zustimmung oder Ablehnung aufstellen sollten. Danach habe ich entsprechende Forschungsergebnisse präsentiert, über die sehr angeregt diskutiert wurde. In einem zusammenfassenden, abschließenden Austausch wurden gemeinsam pädagogische Forderungen an Schule und Familie formuliert.

Die konzentrierte und lebhafte Auseinandersetzung mit dem Thema zeigt, wie wichtig und relevant es in unserem Lebensalltag ist. Dieser Workshop war eine Hinführung in die Thematik. Eine Vertiefung könnte in einem zweiten Teil durchgeführt werden, z. B. unter den Titeln „Third Culture Kids und Pubertät“ oder „Rituale zum Abschied und Neuanfang“, wie von Teilnehmerinnen am Samstag gewünscht.

Der Workshop „Third Culture Kids“ wird ein zweites und drittes Mal durchgeführt, um allen interessierten Eltern der DSM die Möglichkeit zu geben, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.

Frank Chatoupis (Schulsozialarbeit)


„Third culture kids“ – Heimatland in Sicht?

Am vergangenen Samstag, dem 2. Februar 2019, hatten die Teilnehmer des Workshops „Third Culture Kids“, organisiert von der DSM und Herrn Chatoupis, die einmalige Chance, sich mit einer komplexen Thematik zu befassen. Das Seminar richtete sich an alle, die bezüglich dieses Phänomens Antworten auf ihre Fragen gesucht hatten, aber auch an diejenigen, die vor kurzem gerade umgezogen sind oder wieder einen Umzug  in ein anderes Land planen.

Unter „Third Culture Kids“ versteht man Drittkulturkinder, die eine multikulturelle Identität aufgrund ihrer Entwicklungsjahre außerhalb der Kultur der Eltern aufweisen. Vielen davon wurde das Privileg der Mehrsprachigkeit bereits in die Wiege gelegt. Dadurch identifizieren sie sich nicht mehr mit dem Herkunftsland der Eltern, sondern empfinden das Land als Heimat, in dem die meisten Beziehungen entstanden sind.

Nun hatten sich die zahlreichen Teilnehmer zum Ziel gesetzt, Vor- und Nachteile dieser Subkultur sowohl bei sich selbst, als auch bei ihren Kindern herauszufiltern. Unter professioneller Moderation von Herrn Chatoupis wurden die Gleichgesinnten an die Herausforderungen solch eines Auslandsaufenthaltes in der Institution Schule aber auch zuhause herangeführt. Anhand repräsentativer Studien stimmten die Teilnehmenden darin überein, dass es immense Differenzen zwischen den Kulturen gibt und somit ein hohes Anpassungspotential der Kinder erforderlich ist. Viele berichteten über ihre Eindrücke, positive sowie negative Erlebnisse, auch während der gemütlichen Kaffeepause.

Im Mittelpunkt stand verständlicherweise die Frage, welche konkrete Auswirkung fremde Kulturen und Auslandseinsätze der Eltern auf die Kinder haben wird, denn meist wird ihnen keine Wahl gelassen, im Gegenteil, sie müssen als Familie mitziehen, Stabilität, Rituale und gewohntes Umfeld neu schaffen. Aufgabe der Eltern dabei ist es, den Wandel durch seine Komplexität nicht als Unsicherheitsfaktor, sondern als Chance darzustellen. Die Situation erschwert sich oft durch unterschiedliche Aspekte wie altersbezogene Phasen, Pubertät und viele andere.

Lösungsvorschläge und Erklärungen zum Zusammenhalt der Familie sowie Diskutieren unterschiedlicher Schulformen rundeten diese informative Veranstaltung ab.

Da die Anzahl der Kinder mit dieser Erfahrung an der DSM überwiegt und der Bedarf an signifikanten Informationen deutlich sichtbar geworden ist, sind weitere Workshops zu diesem Thema nicht auszuschließen. Bitte folgen Sie der DSMAktuell.

Daria Orlov (Teilnehmerin)


Seit 2007 leben wir als Expat-Familie im Ausland. 

Infolge von nunmehr drei Wohnortwechseln im Ausland sind unsere Kinder neben der deutschen Heimatkultur mit zusätzlich drei unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Lebensgewohnheiten in Kontakt gekommen. Wenn man so immer zwischen zwei Welten lebt, entwickelt sich gerade bei Kindern neben der aktuellen Wohnortkultur und der eigenen Heimatkultur eine dritte Mischkultur. Sie werden zu „Third Culture Kids“.

Durch das gleichnamige Seminar bei Frank Chatoupis hatte ich die Möglichkeit, die Hintergründe dieser Entwicklung besser zu verstehen und manche Verhaltensweisen der Kinder neu zu reflektieren. Besonders interessant fand ich die Gegenüberstellung der soziokulturellen Unterschiede zwischen Heimat- und Wohnortkultur, da gerade hier immer wieder Herausforderungen für die Familien entstehen. Aus dem Seminar habe ich ferner mitgenommen, dass wir als Familie und besonders die Kinder in jeder neuen Kultur auch immer wieder soziale Fähigkeiten anpassen und weiterentwickeln müssen, um mit diesen ständig wechselnden Umbruchsituationen positiv und flexibel umzugehen. Eltern haben dabei – wie so oft – eine wichtige Vorbildfunktion für ihre Kinder.

Ein sehr gelungenes Seminar, welches gerade an Deutschen Auslandsschulen zum Standard gehören sollte. Mir hat es geholfen, die Kinder und das Umfeld noch besser zu verstehen. Trotz eines intensiven Seminars mit aktiver Diskussion konnten in den drei Stunden nicht alle Aspekte angesprochen werden, es hätte zeitlich den Rahmen gesprengt. Ich würde mich sehr über eine Fortsetzung des Seminars freuen, auch mit weiteren praktischen pädagogischen Hilfestellungen. Danke an dieser Stelle an Frank Chatoupis für die tolle Vorbereitung und Umsetzung sowie für die guten und offenen Gespräche mit den anwesenden Eltern.

Alexandra Brökelmann (Teilnehmerin)