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Social Distancing und die Bedeutung mobiler Jugendarbeit an der DSM

Jannis Becker zieht seit vielen Wochen, egal bei welchem Wetter, seine Runden im Wohngebiet und sucht seine Schützlinge nun draußen „Na Ulize“ auf, da der Jugendclub seit März geschlossen ist. Wie es dazu kam und warum das Angebot so gut angenommen wird, möchte ich mit dem folgenden Artikel für Außenstehende etwas einsehbarer machen.

Trotz der Bemühungen, ab Mitte März 2020 ein Jugendclub(JC)-Online-Angebot zu etablieren, musste man sich angesichts des schwindenden Interesses am Online-JC ab Juni 2020 darüber Gedanken machen, wie die Offene Jugendarbeit unter Corona-Bedingungen anderweitig agieren kann.

Seit Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts im September 2020 ist der Jugendclub-Leiter Jannis Becker nun jeden Tag von 16 bis 22 Uhr auf dem Compound im Wohngebiet unterwegs und trifft sich mit SchülerInnen der DSM ab Klasse 5.

Der Wunsch nach Austausch und realen Erlebnissen mit FreundInnen und wichtigen Bezugspersonen außerhalb der Familie ist bei Jugendlichen allgemein sehr groß. Sie sollen und wollen sich allmählich vom Elternhaus lösen. Dazu ist es wichtig, Kontakte und Beziehungen zu Gleichaltrigen zu knüpfen und zu gestalten. Hierfür ist die Schule, aber auch der Jugendclub eine wichtige Sozialisationsinstanz.

Das Interesse an Einzelgesprächen mit der Jugendclub-Leitung ist in den letzten Wochen sehr gestiegen. Vor allem SchülerInnen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren nehmen dieses Angebot sehr gern für sich in Anspruch und vereinbaren einen Termin mit Herrn Becker.

Das Interesse und die Notwendigkeit von persönlichen Gesprächen und die direkte Präsenz von Bezugspersonen, die für die Jugendlichen wichtig sind, in diesem Falle die Jugendclub-Leitung, wurden und werden in den letzten Wochen immer bedeutsamer. Sie sind in ihrer jetzigen Lebensphase auch im „Regelalltag“ mit Sorgen und Ängsten, mit Ungewissheit und Unsicherheit sowie existenziellen Fragen konfrontiert. Sie wenden sich damit nicht immer an ihre Eltern, sondern möchten selbst überlegen, ausprobieren und sich aber auch beraten lassen.

Neu ist für sie auch die Erfahrung, mit einem scheinbar übermächtigen Thema und dem Realitätsdruck umzugehen.

Das Leben der Kinder und Jugendlichen wird durch Ausgangssperren, Reisebeschränkungen und Fernunterricht und dem damit verbundenen Wegbrechen wichtiger realer Begegnungsräume (Sozialräume) stärker irritiert, als es die, durch die Pubertät bedingten körperlichen und seelischen Umbauprozesse, ohnehin schon tun.

Die Situation hat Ernstcharakter und unsere Kinder und Jugendlichen sind mit Risiken und Ungewissheiten in einem neuen Alltag konfrontiert, die sie so noch nicht erlebt haben.

Das gilt für den Umgang mit den eigenen und durch Medien vermittelten Gefühlswelten.

Genau deshalb ist es wichtig, den Jugendlichen „ein Stück Normalität“ zurückzugeben, ihnen weiter die Möglichkeit zu geben, sich mit einer bekannten und für sie wichtigen Bezugsperson in einem geschützten Rahmen auszutauschen und über ihre Gefühle, Sichtweisen und ihr derzeitiges Leben sprechen zu können.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei meinem Kollegen Herrn Jannis Becker, der mit so viel Liebe, Beständigkeit und Flexibilität die jetzige Situation meistert.

Katrin Schulz, Schulsozialarbeit