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Runder Tisch: Eltern und Kinder im posttotalitären Kontext

Sekundarstufe. Am Dienstag, den 05.02.2019, veranstaltete die Gorbatschow-Stiftung in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung eine Diskussionsrunde zum Thema Erinnerungskultur im posttotalitären Kontext am Beispiel von Deutschland und Russland, an der einige SchülerInnen der Oberstufe in Begleitung von Herrn Karrasch teilnahmen.

Das Thema drehte sich vor allem um den Umgang zwischen den Generationen, denn die Erinnerungskultur und -motivation scheint sich von Generation zu Generation zu unterscheiden. Wichtige Fragen dabei waren, wie Kinder mit der eigenen Familiengeschichte umgehen, wenn Eltern/Großeltern Opfer oder Täter in einem totalitären System waren. Auch der Umgang der Eltern/Großeltern mit der eigenen Vergangenheit und die Weitergabe dieser an die eigenen Kinder unterscheidet sich individuell und kann kritisch betrachtet werden.

Im Haus der Gorbatschow-Stiftung bestand die Eröffnung der Diskussionsrunde aus zwei Vorträgen: 

Sergei Lebedev, ein berühmter russischer Autor, der u. a. „Kronos Kinder“ geschrieben hat und Johannes Voswinkel, der jetzige Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Russland, erzählten von ihrem Leben und ihren Familienerfahrungen zur Zeit der UdSSR, BRD und DDR.

Weitere Teilnehmer waren bekannte Historiker und Politikwissenschaftler, z. B. Prof. Dr. Jewgenij Gontmacher (Vizedirektor des Instituts für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften). Jeder äußerte seine Wahrnehmung, Meinung und eigene Erfahrungen, woraus sich eine spannende und facettenreiche Diskussion entwickelte.

Diskutiert wurde, wie die geschichtlichen Ereignisse in den verschiedenen Generationen verarbeitet werden und ob sie überhaupt noch relevant im heutigen Diskurs sind oder in Vergessenheit geraten. Auch der unterschiedliche Umgang Deutscher und Russen mit der eigenen Vergangenheit spielte eine Rolle.

Kritisch beleuchtet wurden ebenfalls die Verdrängung vergangener Ereignisse und die Geheimhaltung historischer Dokumente.

Im zweiten Teil des „Runden Tisches“ beteiligten wir uns auch aktiv an der Diskussion und fragten nach einem Zukunftsausblick für Deutschland und Russland. Dabei kam die Frage auf, ob die jetzige junge Generation sich überhaupt noch für die Geschichte ihrer Väter interessiere und ein Vorbild/Negativbeispiel in ihren Vorfahren sehe. Es wurde angemerkt, dass die jungen Menschen heutzutage sich eher um ihr eigenes Leben, ihre Karriere kümmern, als sich mit Politik oder globalen Problemen, wie der Erderwärmung, zu beschäftigen.

Es fehle vielleicht die Leidenschaft und das Bestreben für Veränderung, eine eigene Stimme und ein Ziel im Leben bei der Jugend heute.

Letztendlich kamen alle zu dem Schluss, dass die Erhaltung der Erinnerungskultur und die Sicherung der Geschichte wichtig und entscheidend für alle nachfolgenden Generationen sind, da es um eine Ansammlung an Beispielen und Erfahrungen geht, die in der Zukunft berücksichtigt werden sollten.

Insgesamt war es ein sehr spannender und interessanter Nachmittag, aus dem wir viele Impulse mitnehmen.

Wir danken der Heinrich-Böll-Stiftung und der Gorbatschow-Stiftung für diese Einladung und Herrn Karrasch für die Begleitung.

Lisa Harten, 10b